Bodelschwingh und die sogenannte „Judenfrage“


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Bodelschwingh hielt sich mit öffentlichem Protest gegenüber nationalsozialistischem Unrecht zurück. Er war der Überzeugung, dass der Auftrag der Kirche die Wortverkündigung war. Bezugnahmen auf die aktuelle politische Situation mied er weitgehend. Implizit finden sich gleichwohl solche Andeutungen. 1934 unterwies er seine Betheler Anstaltsgemeinde in Luthers Kleinem Katechismus. Im Zusammenhang mit dem Tötungsverbot des Dekalogs kam er auf die Beispielerzählung vom „Barmherzigen Samariter“ zu sprechen und bezeichnete den unter die Mörder gefallenen Juden als meinen Nächsten, der meine Hilfe am nötigsten hat.


Das konnte schon damals als Aufforderung an die Christen verstanden werden, den zunehmend entrechteten und bedrängten Juden beizustehen. Die subtilen und indirekten Ausführungen Bodelschwinghs blieben zweifellos hinter den klaren und mutigen Äußerungen eines Dietrich Bonhoeffers zur „Judenfrage“ zurück, der schon 1933 gefordert hatte, nicht nur die Opfer unter dem Rad zu verbinden, sondern notfalls dem Rad selbst in die Speichen zu fallen; im Vergleich zu den radikalen Ausführungen seines Nachfolgers im Reichsbischofsamt, der als Deutscher Christ auch die Rassenideologie der Nazis teilte, standen sie aber im klaren Kontrast.


Quelle / Titel


  • Links zit. nach: F. von Bodelschwingh, Lebendig und frei, Bethel 1949, 20; rechts zit. nach: Ludwig Müller, Der deutsche Volkssoldat, Berlin 1939, 56f.

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