Die Wende des Kriegsgeschehens


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Ende 1942 wendete sich das Blatt: Fortan war die Wehrmacht nicht mehr Akteur des Krieges, sondern geriet in die Defensive. Zunächst zögernd, dann immer rascher und unaufhaltsamer setzte der erzwungene Rückzug der deutschen Heere ein.


Die maßlose Unterschätzung der gegnerischen Kräfte und die ebenso maßlose Überschätzung der eigenen Kräfte sowie die mörderische rassistische Doktrin ließen Hitler und das deutsche Heer fast notwendigerweise auch militärisch scheitern.


Die Stationen der Niederlagen:


Im Süden kam es am 3. November 1942 zum britischen Durchbruch bei El Alamein, der zum Rückzug des deutschen Afrikakorps führte und dem am 13. Mai 1943 die Kapitulation der deutschen Truppen in Nordafrika folgte.


Am 10. Juli 1943 landeten britisch-amerikanische Streitkräfte auf Sizilien und am 3. September 1943 auf dem italienischen Festland.


Im Osten kam der Wendepunkt im Winter 1942. Nachdem Hitlers Armeen am 10. November 1942 Stalingrad eingenommen hatten, wendete sich das Blatt binnen weniger Tage. Die Einschließung der 6. Armee des Generals Paulus im Raum zwischen Wolga und Don am 22. November 1942 leitete die Katastrophe von Stalingrad ein, von der sich die deutsche Wehrmacht nie mehr erholen sollte.


Schließlich erfolgte am 6. Juni 1944 im Westen die große Invasion („D-Day“) in der Normandie. Am 15. August 1944 befreiten die Alliierten Südfrankreich und vom 19. bis 25. August 1944 schließlich Paris.


Über die Auswirkungen der Invasion auf die Bevölkerung hieß es in den SD-Berichten zu Inlandsfragen vom 8. Juni 1944:


Der Eintritt der Invasion wird allgemein als Erlösung aus einer unerträglichen Spannung und drückenden Ungewißheit empfunden. Sie bildet fast den einzigen Gesprächsgegenstand. Alles andere tritt demgegenüber völlig zurück.


Die Nachricht vom Beginn der Invasion wurde teilweise mit großer Begeisterung aufgenommen. Sie kam für die vielen, die wegen des langen Ausbleibens schon nicht mehr daran geglaubt hatten, ganz überraschend. Die Stimmung hat sich mit einem Schlag gewandelt und ist hinsichtlich des Kommenden zwar ernst, aber sehr ruhig und zuversichtlich. Die Meldungen über den Verlauf der Kämpfe am Atlantik werden mit größter Spannung verfolgt.


Die Erörterungen um die Invasion drehen sich in der Hauptsache um folgende Fragen: Bringt die Invasion die sehnlichst erwartete Entscheidung? Wird sie ein dauerhaftes Nachlassen der Luftangriffe auf das Reichsgebiet zur Folge haben? Kommt mit der Invasion endlich auch die Vergeltung? Wird unsere ,Geheimwaffe‘ jetzt eingesetzt? Wo werden die Anglo-Amerikaner noch landen?


Vielfach verweist man auch auf den Satz in der Erklärung des Führers zur kampflosen Aufgabe von Rom vom 5.6.: ,Das Jahr der Invasion wird dem Gegner an der entscheidensten Stelle eine vernichtende Niederlage bringen.‘ Er scheine nun schneller Wirklichkeit zu werden, wie man gedacht habe. Immer wieder höre man zufriedene Äußerungen wie: ,Gott sei Dank, daß jetzt endlich diese ewige Spannung genommen ist‘ oder ,Nun weiß man doch endlich, woran wir sind‘ oder ,Jetzt endlich ist die Entscheidung da. Nun wird man bald sehen, daß nicht alles umsonst war und daß wir noch da sind‘ (Berlin, Kiel, Stettin, Breslau, Hamburg, Koblenz u. a.), (zit. nach: Boberach, Meldungen aus dem Reich 17, S. 6576).


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