Die „Volksgemeinschaft“ als „Kampfgemeinschaft“


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Wirtschaftlich hatte sich Hitler-Deutschland von Anfang an auf einen Krieg vorbereitet. Schon seit 1936, mit dem Beginn des „Vierjahresplans“, standen die Konsumbedürfnisse der deutschen Bevölkerung in einem Spannungsverhältnis zur Kriegsvorbereitung, sodass die Bevölkerung bei Kriegsausbruch schon in gewissem Maße an schlechte Ernährung und Engpässe bei der Versorgung mit Konsumgütern gewöhnt war. Der Krieg verschärfte diesen Zielkonflikt, bot aber auch die Möglichkeit, außergewöhnliche Maßnahmen vor den Augen der Bevölkerung zu legitimieren.


Zum Zeitpunkt des Kriegsbeginns war die Stimmung in der deutschen Bevölkerung nicht euphorisch. Der „Führer“, der bislang so viele außenpolitische Ziele ohne kriegerische Gewalt erreicht hatte, verlor seinen Nimbus als „General Unblutig“. Mit einem Mal schien der bescheidene Wohlstand, der sich während der vorangehenden Jahre der Konsolidierung eingestellt hatte, wieder bedroht. Bei vielen wurden auch wieder Erinnerungen wach an Not und Entbehrungen im Ersten Weltkrieg.


Mit großem Einsatz versuchte das Regime daher, eine rigide Rationalisierungs- und Bewirtschaftungspolitik wie im Ersten Weltkrieg zu vermeiden. Es war eines der obersten Ziele der NS-Regierung, die Mitglieder der „arischen“ Volksgemeinschaft weiterhin mit Nahrungsmitteln und Konsumgütern ausreichend zu versorgen und den Anschein eines normalen Alltags aufrechtzuerhalten.


Dennoch kam es zu gewissen Einschränkungen: Schon ab September 1939 wurden wichtige Lebensmittel rationiert und bestimmte Konsumgüter waren nur noch gegen Bezugsscheine und in begrenzten Mengen zu erhalten. Die Rationen blieben jedoch insgesamt relativ hoch. Das Bewirtschaftungssystem funktionierte nicht zuletzt auch deswegen lange gut, weil die eroberten und besetzten Gebiete systematisch ausgebeutet und die Verfolgungsopfer ausgeplündert wurden.


Die Wende im Kampf gegen die Sowjetunion und insbesondere die Niederlage von Stalingrad Anfang 1943 hatte gravierende Auswirkungen auf die Stimmung in der Bevölkerung. Von nun an ließ sich nicht mehr verbergen, dass der Kriegsverlauf sich gewendet hatte, auch wenn das NS-Regime mit großem Aufwand versuchte, die Niederlage propagandistisch für die Mobilisierung zum „Totalen Krieg“ (Goebbels in einer Rede im Berliner Sportpalast am 18. Februar 1943) als Heldenepos umzudeuten.


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