Kirche und Welt


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Schon vor dem Zusammenschluss im sogenannten Freiburger Kreis gab es verschiedene informelle Gruppierungen, in denen Angehörige der Universität Freiburg zu einem Austausch auch politischer Fragen zusammenkamen. Die Sorge um die im September drohende Kriegsgefahr und die moralische Empörung über das Novemberpogrom gaben dann den Anlass, dass sich in diesem Umfeld und auf der Basis persönlicher, wissenschaftlicher und kirchlicher Verbindungen zunächst das Freiburger Konzil formierte.


Es bestand aus evangelischen Professoren und Pfarrern, später kamen Katholiken hinzu. In diesem privaten Kreis von Gleichgesinnten wurde bis 1944 etwa monatlich über Fragen der christlichen Ethik sowie der staatlichen und wirtschaftlichen Neuordnung diskutiert.


Bereits im Herbst 1938 verfassten der Historiker Gerhard Ritter gemeinsam mit den Freiburger Pfarrern Otto Hof und Karl Dürr eine rund zwanzigseitige Denkschrift mit dem Titel „Kirche und Welt. Eine notwendige Besinnung auf die Aufgaben des Christen und der Kirche in unserer Zeit“.


Dabei handelte es sich um ein Selbstverständigungspapier von Christen, die sich von der politischen Entwicklung in ihrem religiösen Gewissen und in ihrer bürgerlichen Rechtsauffassung herausgefordert fühlten. Sicherlich war es auch ein Stück Ersatz für den ausgebliebenen Protest der Bekennenden Kirche anlässlich des Novemberpogroms.


Im Kern ging es in dem Text um die Frage, wo in einem totalitären Staat die Gehorsamspflicht des Christen gegenüber der weltlichen Obrigkeit endete. Die von Gott gesetzten Grenzen sahen die Verfasser dort erreicht, wo zur Verletzung göttlicher Gebote aufgefordert wurde. Als Aufgabe des christlichen Predigers bezeichneten sie es, den Bußruf an die Volksgemeinschaft als Ganzes zu richten und den öffentlichen Geist der Selbstüberhebung und Selbstgerechtigkeit eines ganzen Volkes zu bekämpfen.


Konkret nannte die Denkschrift drei Symptome des dämonischen Geistes menschlicher Selbstgerechtigkeit: die Forderung nach bedingungslosem Gehorsam und religionsartiger Verehrung gegenüber Hitler, die antisemitischen Übergriffe und den Rassismus. Die Denkschrift wurde in Kreisen der Bekennenden Kirche im deutschen Südwesten verbreitet, doch lassen sich Ausmaß und Resonanz nicht genau ermitteln.


Quelle / Titel


  • © Landeskirchliches Archiv Karlsruhe, Nachlass Dürr, Bd. 10, Nr. 140

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