Verweigerung bei der Reichstagswahl 1936


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Am 29. März 1936 ließ das NS-Regime die Bevölkerung in einer kombinierten Volksabstimmung und Reichstagswahl über ihre Zustimmung zum Einmarsch deutscher Truppen in die entmilitarisierte Zone des Rheinlands sowie zu ihrer bisherigen Politik abstimmen. Für die Reichstagswahl waren nur Kandidaten der NSDAP in Form einer Einheitsliste zugelassen. Es konnte nur mit Ja abgestimmt werden, für ein Nein war auf dem Stimmzettel kein Platz vorgesehen.


Stimmzettel ohne ein Kreuz wurden, was erst nach der Wahl bekannt wurde, als Ja-Stimmen gezählt. Nach offiziellem Ergebnis erhielt die Einheitsliste der NSDAP 99 Prozent der Stimmen.


Nur wenige hatten es gewagt, ein Nein auf den Stimmzettel zu schreiben, einen leeren Stimmzettel abzugeben und gar nicht zur Wahl zu gehen, um damit ihren Protest gegen die nationalsozialistische Politik zum Ausdruck zu bringen. Vor allem die Verbindung eines außenpolitischen Votums mit der Zustimmung zur bisherigen Innenpolitik wurde kritisiert.


Zu den wenigen zählte der rheinische Pfarrer Johannes Koch. In einem mutigen Brief an Adolf Hitler erläuterte er seinen Schritt: Er zeigte sich mit Hitlers außenpolitischem Kurs einverstanden, hatte jedoch Vorbehalte gegenüber der Weltanschauungs-, Kultur-, Kirchen-, Schul- und Erziehungspolitik der letzten drei Jahre. Auch kritisierte er den Zwangscharakter der Abstimmung und die Bedeutungslosigkeit des Reichstags. Als Folge seiner Stimmenthaltung war er vor Ort wüsten Beschimpfungen und Übergriffen ausgesetzt.


Auch der rheinische Pfarrer der Bekennenden Kirche Paul Schneider und seine Frau Margarete boykottierten die Reichstagswahlen 1936. Seiner Gemeinde erklärte Schneider sein Verhalten damit, dass seine Stimme als Zustimmung zur antichristlichen Weltanschauungspolitik des Staates verstanden werden könne. In der Nacht auf Ostern wurde sein Pfarrhaus beschmiert.


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